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Hauptsache verbunden - erschöpft durch Dauerreiz

Wie wir uns verlieren – und warum wir endlich Verantwortung übernehmen müssen Dirk und ich saßen im Auto und warteten an der Ampel auf Grünphase, um Richtung Stendal zu fahren.


Dabei sah ich auf die andere Straßenseite und bemerkte ein junges Paar, beide etwa Mitte 20. Sie schob den Kinderwagen, er hatte den kleinen Jungen im Buggy – und an der Seite führte er ihren Hund an der Leine.

Ins Handy starren
Ins Handy starren

Eigentlich hätte das ein schöner Anblick sein können: eine junge Familie, gemeinsam unterwegs an einem sonnigen Tag. Aber ich konnte nicht wegsehen – weil das Bild, das sich mir bot, so befremdlich wirkte.

Die beiden redeten nicht miteinander.

Sie nahmen weder Ihre Kinder, noch den Hund bewusst wahr. Beide starrten in ihre Handys. Versunken. Abwesend. Komplett im Bildschirm verschwunden. Was für ein grotesker Anblick! Ich war echt erschrocken. Nicht nur über sie, sondern vor allem darüber, wie sehr ich mich selbst darin wiedererkannte.

Morgens aufwachen – und sofort raus aus dem eigenen Ich

Ich kenne das so gut. Der Tag beginnt, und mein erster Impuls ist das Handy. Nachrichten checken. Termine anschauen. Noch bevor ich überhaupt weiß, wie ich mich fühle, bin ich schon draußen – im Außen, bei den anderen, im Strom der Reize.

Aufwachen mit digitaler Präsenz
Aufwachen mit digitaler Präsenz

Und ich merke: Ich bin damit nicht allein. Fast jeder, den ich kenne, lebt so. Wir starten den Tag nicht mehr mit uns selbst, fühlen, sondern mit Reaktionen auf das, was wir glauben, das andere von uns wollen, denken oder tun.

Was das mit uns macht, spüren wir kaum noch bewusst – aber unser Körper weiß es ganz genau.

Dauerstress – von morgens bis abends

Jede Nachricht, jede Push-Meldung, jede Info, die wir sowieso nicht alle verarbeiten können, aktiviert unser Stresssystem. Auch wenn wir glauben, es „nur zu lesen“ – unser Körper reagiert, als wären wir mittendrin. Cortisol schießt hoch. Unser Sympathikus übernimmt und wir gehen in den Modus: Flucht. Kampf. Anspannung.

Das passiert nicht einmal. Sondern hundertfach am Tag.

Wir wundern uns über Erschöpfung, Nervosität, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme. Doch was wir erleben, ist keine Schwäche. Es ist eine logische Reaktion auf einen Zustand, der schon unmenschlich geworden ist.

Die Nebennieren geraten aus dem Gleichgewicht

Wer dauerhaft auf Empfang ist, bringt seine hormonelle Stressachse durcheinander. Die Cortisolkurve verläuft nicht mehr rhythmisch. Stattdessen erleben viele eine ständige innere Unruhe mit später totalem Energieabfall.




Andere sind morgens schon wie erschlagen.

Der Körper kann nicht mehr zwischen echten Bedrohungen und digitalen Reizen unterscheiden. Das Ergebnis: Dauerstress, Nebennierenschwäche, schleichende Erschöpfung.

Und gleichzeitig versuchen wir, zu funktionieren. Weiterzumachen. Zu arbeiten. Uns zu konzentrieren.

Aber:

Wie soll das gehen, wenn der Kopf alle 5 Minuten aufs Handy springt?

Viele können kaum noch arbeiten, ohne das Handy neben sich zu haben. Kaum jemand schafft es, einfach nur einen Moment bei sich zu bleiben, ohne sofort nach dem nächsten Reiz zu greifen.

Und unsere Kinder?

In unserer Praxis, bei JoenVital, sehen wir es immer häufiger: bereits 12-Jährige mit den Hormonwerten eines ausgebrannten Erwachsenen.

Kinder, deren Nebennieren längst im Dauerstress sind. Körpersysteme, die nie die Chance hatten, gesunde Stressregulation zu entwickeln – weil sie von klein auf im digitalen Dauerreiz groß geworden sind.

Das sollte uns Erwachsenen tief berühren. Und endlich aufwecken.

Denn wenn wir es ernst meinen mit Gesundheit, mit Vorbildfunktion, mit Verantwortung – dann beginnt diese nicht im Außen. dann brauchst du keine Hilfe bei irgendwelchen Social Media Selbsthilfegruppen suchen oder noch besseren Erklärungen bei google für die Symptome deiner Kinder.

Sondern in uns selbst.

Leben außerhalb von uns selbst

Hast du dich selbst schon mal dabei beobachtet, wie du beim Fernsehen zusätzlich auf dein Handy starrst?

Zwei Bildschirme gleichzeitig. Der eine flimmert irgendwo vor dir, der andere zieht dich in seinen Bann in eine fremde Welt. Und manchmal isst du dabei auch noch – Chips, Joghurt, ein belegtes Brot. Ohne zu schmecken. Ohne zu merken, wann du satt bist. Der Körper isst. Die Augen flackern. Der Geist ist nirgends.

Es ist ein Leben außerhalb von uns selbst. Ein ständiges Konsumieren, Reagieren, Scrollen, Schlucken – aber kaum ein Moment, in dem wir wirklich da sind. Nicht beim Essen. Nicht im Gespräch. Nicht im Raum.

Es ist, als würden wir unseren Alltag wie einen Film durchlaufen, bei dem wir zwar mitspielen, aber nicht anwesend sind. Ein fremdgesteuertes Funktionieren, das sich normal anfühlt – bis der Körper irgendwann nicht mehr mitmacht.

Denn das Nervensystem braucht Pause, Präsenz und Wahrnehmung – nicht Dauerbeschallung, nicht drei parallele Reize, nicht Reaktionsketten ohne Stille.

Verantwortung beginnt in uns

Erschöpfung kann man nicht im Außen bekämpfen. Sie entsteht dort, wo wir uns selbst verlieren – und sie heilt dort, wo wir uns wieder begegnen.

Wenn wir wollen, dass unsere Kinder wieder innere Ruhe spüren, echte Verbindung erleben und gesunde Grenzen entwickeln, dann müssen wir anfangen, diese Zustände vorzuleben. Nicht perfekt. Nicht radikal. Aber ehrlich und mutig. Stück für Stück zurück zu uns. Zurück zur Präsenz.

Ich schreibe das nicht als Vorwurf. Sondern als Erinnerung an unsere Verantwortung. Für uns. Für unsere Kinder. Für unser aller Leben.

Denn etwas in uns sehnt sich nach Stille. Nach echter Präsenz. Nach Rückkehr.

Zurück zu uns. Zurück ins Leben. Ohne Filter. Ohne Flucht.

Kleine Übung für deinen Alltag:„Zurück zu dir – in 10 Minuten“

Morgen früh: Bevor du das Handy in die Hand nimmst – bleib einen Moment bei dir. Setz dich hin. Atme bewußt ein und auch aus. Frag dich: Wie fühle ich mich? Was brauche ich heute? Trrink ein Glas Wasser. Schau aus dem Fenster. Nur du, kein Bildschirm.

Und wenn du magst: Iss heute eine Mahlzeit bewusst – ohne Handy, ohne Bildschirm, ohne Ablenkung. Spür den Geschmack. Das Kauen. Das Sattwerden. Ein kleiner Schritt zurück in die Präsenz. Ein Schritt zurück zu dir.


 
 
 

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